Mittwoch, 3. Juni 2015
Heinrich Heine: Die schlesischen Weber (1844)
Auf youtube
Montag, 16. Februar 2015
Michel Houellebecq: Soumission (Unterwerfung), 2015
Thesen zu Unterwerfung
diskutieren Sie in der Gruppe und suchen Sie nach geeigneten Textstellen
1. Widerspiegelt die Existenz von Francois die Kultur, in der er lebt oder in der wir leben?
2. Francois und die sieben Jahre seiner Dissertation zu Huysmans: Bedeutung?
3. Die sexuell expliziten Stellen: wie damit umgehen? frauenfeindlich? Bedeutung?
4. Die Passagen rund um Rocamadour: Bedeutung für den Roman und Bezug zu Huysmans?
Literaturclub vom 27.1.15
bis 17:15
Sternstunde Philosophie (1.5.11)
Frage nach dem Glück im Leben: 7:30
über die Rolle von Sexualität und Liebe: 17:30
Er stand zunächst dem französischen Naturalismus nahe (besonders Zola) und landete mit seinem Roman ›Gegen den Strich‹ 1884 seinen größten Erfolg. Der Roman um einen nervenkranken Sonderling (Des Esseintes), der sich in eine künstliche Welt des Ästhetizismus und Mystizismus zurückzieht, wurde zu einem Kultbuch der Decadents, u.a. Oscar Wilde.
Gegen Ende seines Lebens trat er dem Benediktinerorden bei.
Léon Bloy (Wikipedia) – interessant ist z.B. der Abschnitt ›Positionen‹
Rezension eines Romans von Léon Bloy (vgl. S. 25f.)
Die Bewegung der Identitären (Wikipedia)
Im weiteren Zusammenhang:
Rezensionen
Vorsicht: Spoiler!
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Michel Houellebecq,
Submission,
Unterwerfung
Montag, 12. Januar 2015
Satire, Charlie hebdo
Kurt Tucholsky:
Was darf die Satire?
(1919)
(1919)
Wenn einer bei uns einen guten
politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt
übel.
Satire scheint eine durchaus
negative Sache. Sie sagt: „Nein!“ Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe
auffordert, ist keine. Die Satire beißt,
lacht, pfeift und trommelt die große, bunte Landsknechtstrommel gegen alles,
was stockt und träge ist.
Satire ist eine durchaus positive
Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends
zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den
angreift und morgen den.
Der
Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist
schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.
Die
Satire eines charaktervollen Künstlers, der um des Guten willen kämpft,
verdient also nicht diese bürgerliche Nichtachtung und das empörte Fauchen, mit
dem hierzulande diese Kunst abgetan wird.
Vor allem macht der Deutsche
einen Fehler: er verwechselt das Dargestellte mit dem Darstellenden. Wenn ich die Folgen der Trunksucht
aufzeigen will, also dieses Laster bekämpfe, so kann ich das nicht mit frommen
Bibelsprüchen, sondern ich werde es am wirksamsten durch die packende
Darstellung eines Mannes tun, der hoffnungslos betrunken ist. Ich hebe den
Vorhang auf, der schonend über die Fäulnis gebreitet war, und sage: „Seht!“
– In Deutschland nennt man dergleichen „Kraßheit“. Aber Trunksucht ist ein
böses Ding, sie schädigt das Volk, und nur schonungslose Wahrheit kann da
helfen. Und so ist das damals mit dem Weberelend'[1]
gewesen, und mit der Prostitution ist es noch heute so.
Der Einfluß Krähwinkels[2]
hat die deutsche Satire in ihren so dürftigen Grenzen gehalten. Große Themen
scheiden nahezu völlig aus. Der einzige „Simplicissimus“[3]
hat damals, als er noch die große, rote Bulldogge rechtens im Wappen führte, an
all die deutschen Heiligtümer zu rühren gewagt: an den prügelnden Unteroffizier,
an den stockfleckigen Bürokraten, an den Rohrstockpauker und an das
Straßenmädchen, an den fettherzigen Unternehmer und an den näselnden Offizier. Nun kann man gewiß über all diese Themen
denken wie man mag, und es ist jedem unbenommen, einen Angriff für
ungerechtfertigt und einen anderen für übertrieben zu halten, aber die
Berechtigung eines ehrlichen Mannes, die Zeit zu peitschen, darf nicht mit
dicken Worten zunichte gemacht werden.
Übertreibt
die Satire? Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht.
Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht
anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den
Ungerechten.
Aber nun sitzt zutiefst im
Deutschen die leidige Angewohnheit, nicht in Individuen, sondern in Ständen, in
Korporationen zu denken und aufzutreten, und wehe, wenn du einer dieser zu nahe
trittst. Warum sind unsere Witzblätter, unsere Lustspiele, unsere Komödien und
unsere Filme so mager? Weil keiner wagt, dem dicken Kraken an den Leib zu
gehen, der das ganze Land bedrückt und dahockt: fett, faul und lebenstötend.
Nicht einmal dem Landesfeind
gegenüber hat sich die deutsche Satire herausgetraut. Wir sollten gewiß nicht
den scheußlichen unter den französischen Kriegskarikaturen nacheifern, aber
welche Kraft lag in denen, welch elementare Wut, welcher Wurf und welche
Wirkung! Freilich: sie scheuten vor gar nichts zurück. Daneben hingen unsere
bescheidenen Rechentafeln über U-Boot-Zahlen, taten niemandem etwas zuleide und
wurden von keinem Menschen gelesen.
Wir sollten nicht so kleinlich
sein. Wir alle – Volksschullehrer und Kaufleute und Professoren und Redakteure
und Musiker und Ärzte und Beamte und Frauen und Volksbeauftragte – wir alle
haben Fehler und komische Seiten und kleine und große Schwächen. Und wir müssen
nun nicht immer gleich aufbegehren […], wenn einer wirklich einmal einen guten
Witz über uns reißt. Boshaft kann er sein, aber ehrlich soll er sein. Das ist kein rechter Mann und kein rechter
Stand, der nicht einen ordentlichen Puff vertragen kann. Er mag sich mit
denselben Mitteln dagegen wehren, er mag widerschlagen – aber er wende nicht
verletzt, empört, gekränkt das Haupt. Es wehte bei uns im öffentlichen
Leben ein reinerer Wind, wenn nicht alle übel nähmen.
So aber schwillt ständischer
Dünkel zum Größenwahn an. Der deutsche
Satiriker tanzt zwischen Berufsständen, Klassen, Konfessionen und
Lokaleinrichtungen einen ständigen Eiertanz. Das ist gewiß recht graziös,
aber auf die Dauer etwas ermüdend. Die echte Satire ist blutreinigend: und wer
gesundes Blut hat, der hat auch einen reinen Teint.
Was
darf die Satire?
Alles.
(1919)
Satire
hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine
Grenze nach unten. In Deutschland etwa die herrschenden faschistischen Mächte.
Es lohnt nicht – so tief kann man nicht schießen.
(Schnipsel, 1932)
Die Satire
[<
lat. satura (lanx) = die mit verschiedenen Früchten gefüllte Opferschale,
allgemein auch Allerlei, Gemenge]
Die
Satire bezeichnet eine Kunstform, die sich an einer Norm orientiert und auf
indirekt-ästhetische Weise Missstände, besondere Ereignisse und Personen in der
Literatur, im Bild und heute auch in Film und Fernsehen verspottet. Stets lebt
die Satire aus der Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit und kann als die
in ästhetischer Form versuchte Gestaltung und Kritik des Normwidrigen definiert
werden. Sie tritt in allen literarischen Gattungen auf und erscheint je nach
der Absicht des Verfassers in unterschiedlichen Tonlagen: Sie kann liebenswürdig,
humorvoll, komisch, aber auch ironisch, zornig und scharfzüngig-bissig sein,
entsprechend der schillerschen Unterscheidung zwischen „lachender“ und
„strafender“ Satire.
Ursprünge
der Satire reichen bereits in die ägyptische und griechische Literatur zurück.
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Charlie Hebdo,
Satire,
Tucholsky
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