Samstag, 24. Mai 2014

Handlung oder Tat?

Satz eines Schülers: Nicht meine Erlebnisse und Taten definieren mich …
Gegenvorschlag: Nicht meine Erlebnisse und Handlungen definieren mich …

Im Unterricht sagte ich, dass Tat im üblichen Wortgebrauch heroisch oder kriminell konnotiert ist. Die Begriffe Heldentat und Untat illustrieren das.

Die Verben ›tun‹ und ›handeln‹ sind semantisch (von der Bedeutung her) synonymisch zu verwenden, die Nomen sind es nicht.
Alles was eine Tat ist, ist auch eine Handlung, das Umgekehrte gilt nicht. Beispiele für Dinge, die wir täglich tun, die aber deshalb noch lange keine Taten sind:
Zähne putzen
jemandem eine Nachricht schicken
einen Stuhl verrücken
eine Tasche auspacken

Dass eine Tat mehr ist als eine bloße Handlung, zeigt auch der folgende etwas altbackene Pfadfinderspruch:

›Jeden Tag eine gute Tat.‹

Dieser Satz birgt eine moralische Aufforderung: Man soll etwas Besonderes, etwas Gutes tun, jemandem helfen. Hier steckt die Idee drin, dass das Handeln etwas besonderes bewirkt, etwas bewegt.

›Handlung‹ ist vergleichsweise neutraler, es ist näher am Verhalten als am Bewirken. Und man kann oft nicht anders, als irgendwie handeln, doch das macht die Sache noch zu keiner Tat.

Warum sich das Wort ›Tat‹ (engl. deed) für unser tägliches Handeln (engl. action < to act) aus semantischer Sicht zumeist nicht eignet, zeigen auch folgende Darstellungen:

Übersicht über typische Verknüpfungen auf der DUDEN-Seite:





Zitat von Matthias Claudius

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